Wer braucht noch Videoportale, wenn es YouTube & Co gibt? Dafür gibt es zahlreiche Gründe: Datenhoheit über die Videos, Datenschutz, Intranet Anwendungen etc. In meiner Tätigkeit für die Universität Passau habe ich ein Videoportal auf Basis von WordPress entwickelt, was das VIMP Videoportal ablöste. Die Einschränkung in der Anpassbarkeit und fehlende moderne Webfeatures waren Hauptgründe für die Eigenentwicklung. Welche Bestandteile braucht es für ein eigenes Videoportal auf WordPress Basis?
Plugins
Als Funktionen für ein YouTube ähnliches Portal braucht es ein starkes Videoplugin, das Uploads und Ausgabe von Videodateien abwickeln kann. Sharing, moderne Anzeige im Grid-Format, Fancy Searchforms, Channels, Playlisten, User Management und vielleicht ein Frontend Upload Formular wären nötige Funktionen.
Videoplayer und Tool
Grundlage für ein Videoportal mit WordPress bildet ein starkes Videoplugin, das Videos rendern kann und mit einem modernen Player in Beiträge einbindet. Ich habe mich für den Video & Thumbnail Generator von Kyle Gilman aus England entschieden.
Als Videoproducer hat er die Anforderungen für ein solches Plugin sehr gut getroffen. Vorteil und Nachteil zugleich ist die Serverbibliothek ffmpeg oder libav, was das Videorendering übernimmt: Es muss auf dem Server installiert sein, d.h. ohne virtuellen Server braucht man hier bei einem Portal mit großem Durchlauf nicht anfangen. Für kleinere Lösungen kann sicherlich auch ein Hostingpaket ausreichen, sofern der Hoster die Bibliotheken auf dem Server installieren möchte. Videos werden mit dem Player Video Js ausgegeben und sind damit responsiv und html5 fähig mit Fallback. Außerdem sind Chapters, Subtitles und verschiedene Qualitätsstufen pro Video möglich, die anhand der Bildschirmgröße automatisch geladen werden – alle wichtigen Basisfunktionen. Für die Einbindung von Videos auf externen Webseiten gibt es auch einen iframe Embed-Code.
Rechte Management und Frontend Uploader
Wer Richtung Videoportal á la YouTube gehen möchte, braucht vor allem zwei Lösungen: ein differenziertes Rechtemanagement, da Autoren meist schon zu viel können und eine Möglichkeit Beiträge über das Frontend zu veröffentlichen. Für Nutzerrechte eignet sich der User Role Editor Pro, den es bereits in der Free-Variante gibt:
Warum Pro? Erst mit der Premium Variante lassen sich die Rechte für Plugin- und Theme-Funktionen steuern, man kann für Beiträge die so genannten Meta-Boxen – die Bearbeitungsboxen wie Schlagwörter, Benutzerdefinierte Felder etc. aktivieren oder deaktivieren – Admin-Menüs ausblenden etc. Dadurch lassen sich für die Selbstregistrierung genaue Rollen erstellen, die entweder individuell oder global angepasst werden können.
Für die Frontend Veröffentlichung von Beiträgen und damit Videos eignet sich das Premium Plugin AccessPress Anonymous Posts Pro, das es auch in der Free Variante gibt, was aber nicht viel nützen wird. Wichtig ist vor allem der Datei-Upload und dass bestimmte Felder des Formulars als spezifische Datenbank-Einträge gehandhabt werden können – hier meta-key Handling genannt. Beispielsweise wird so die Videodatei hochgeladen und als attached media file in WordPress zum jeweiligen Beitrag registriert, womit sie später mit dem php Shortcode des Videoplugins automatisch im Beitragstemplate verknüpft werden kann. Auch sind die meta-keys nützlich für z.B. Lizenzauswahlfelder (Creative Commons Configurator). Nachteil solcher Frontend-Uploader ist allerdings, dass hochgeladene Dateien immer erst in den Memory Cache von PHP geschrieben werden müssen, bevor sie verschoben werden können, was bei Videodateien viel Memory verbrauchen kann. Spätestens hier kommt man ohne Server nicht weiter, da bereits das Upload Limit in PHP bei den meisten Hostern gerade so für Podcasts reicht.
Video-Theme mit Channels und Playlisten
Wie schafft man es nun typische YouTube-Funktionen wie Channels und Playlisten sowie den Videoplattform Look hinzubekommen? Die lange Suche nach guten Plugins auf diesem Gebiet führt zu nichts, daher würde ich ein Premium Theme empfehlen, das für Video-Veröffentlichungen gemacht ist. Da viele solcher Themes nach Buzzfeed Logik angeboten werden – prominente Einbettung von YouTube, Vimeo Videos u.ä. – muss unbedingt mit dabei stehen, dass auch self hosted Videos möglich sind.
Bei Themeforest gibt es eine breite Auswahl an Möglichkeiten: ich habe mich für True Mag (inzwischen Upgrade auf VideoPro) entschieden, da es bereits Channels und Playlisten integriert hatte und der Videoplattform-Look schön umgesetzt war. Selbst eine rudimentäre Abonnement Funktion für Channels ist bereits integriert. Bei solchen größeren Themes werden auch gleich die typischen Premium-Plugins WPBakery Visual Composer und Revolution Slider mitgeliefert, mit denen man sehr einfach komplexere Seitenlayouts mit z.B. Grid-Layout bauen kann und Slideshows zur Präsentation von Featured Content.
Nichts desto trotz darf man sich von einem White Label Produkt keine allzu großen Sprünge erwarten und da alle gerade genannte Software von einem anderen Hersteller ist, besteht die Hauptaufgabe darin, alles miteinander zum Laufen zu bringen, was sicherlich ein Nachteil einer solchen Lösung ist. Aber dafür hat man vollen Zugriff auf geringerer Komplexitätsebene als bei VIMP z.B., was eine Komplettlösung in der Magic Box liefert, die auch nur durch VIMP selber geöffnet werden kann.
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