Server: virtuell vs. root

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Vor fast 6 Jahren habe ich mit einem Webhosting-Paket bei Alfahosting angefangen. Nachdem dort mehrere Webseiten parallel liefen, habe ich mich zum ersten Mal mit Memory Limit und Execution time bei PHP beschäftigt, da die Seiten teilweise langsam geladen hatten und auch mal gern ein Memory exhausted Error kam. Wer wert auf Performance legt, ist mit den Standardwebhosting Paketen schlecht beraten und Ladezeit ist ein wichtiger Faktor für SEO. Zwar locken die Webhoster gern mit Schlagworten wie SSD oder Traffic-Flatrate oder gar perfektes WordPress-Hosting, doch bis auf den Preis lädt da nichts besonders schnell. Daher bin ich zu einem VServer bei Hosteurope gewechselt.

Das eröffnet natürlich erstmal eine ganz andere Welt, da man alles selbst einrichten muss: Mailserver (war das ein Getüftel), Webserver, Datenbank, Skriptsprachen etc. Aber auch hier ist man relativ schnell am Ende mit Verbessern der Konfigurationen von Datenbank, PHP und Webserver. Der Grund: virtuelle CPUs und Arbeitsspeichermangel. Virtuelle Server sind wie Webhostingpakete – man teilt sich zu mehreren eine reale Maschine und wenn jemand viel zu rechnen hat, dann geht es bei allen anderen etwas langsamer, ähnlich zum Heim-WLAN mit mehreren Bewohnern.

Bei meinem vorletzten Anbieter netcup für VServer hatte ich die aktuelle PHP-Version 5.6, nginx und MariaDB installiert und kam mit dem Performance Tool für WordPress auf knapp 180 Datenbankabfragen pro Sekunde. Die Maschine hatte 8 dedizierte Kerne und 16GB Ram, aber eine normale SATA Platte. Natürlich hängt die Performance einer Webseite nicht nur von der Anzahl der Datenbankabfragen pro Sekunde ab, sondern auch von Anbindung des Servers, Schnelligkeit der Platte, CPU-Architektur, der Software selbst etc. Doch mein Blog hier verbraucht so gut wie nichts, da keine Ladezeit-fressenden Plugins installiert sind.

Inzwischen habe ich mich an eine echte Root-Maschine bei Hetzner gewagt: Quadcore mit Hyper-Threading, SSDs, 32 GB Ram und eine garantierte Anbindung von 100 bis 300Mbit/s. Und siehe da: fast 1600 Datenbankabfragen pro Sekunde. Ich setze bewusst keine Virtualisierung auf dem Server ein, da es nur Performance ziehen würde. Wenn eine Webseite schnell ausgeliefert werden soll, dann ist es wichtig, dass Skriptsprachen so viele Ressourcen wie nur möglich zukommen. Bevor die Webseite ausgeliefert werden kann, sind Datenbank und Webserver der Flaschenhals. Die müssen in erster Linie performant laufen und die Daten schnell bereit stellen. Explizite Caching Plugins für WordPress setze ich daher so gut wie gar nicht ein: Das erledigt mein Webserver nginx. Auch hier schlanke Konfiguration, denn zu viel Caching und Overhead würde hier genau das Gegenteil bewirken. Schließlich muss bei jedem Aufruf getestet werden, ob der Cache noch aktuell ist, ob es den Cache noch gibt etc. All das kostet Zeit.

Wer also wirklich Performance will, sollte sich Root-Maschinen zulegen. Vorsicht, auch beworbene VServer werden gerne als Root-Server bezeichnet. Wie erkenne ich was? Das sieht man direkt am Preis: VServer kosten zwischen 20 und 100€. Gute Root-Server fangen erst bei ca. 80€ an. Achtet bei VServern immer auf dedizierte Kerne und auf eine aktuelle CPU-Architektur sowie SSD.

2 Comments
  1. Alex L says

    Hallo Benjamin,
    vielen Dank für diesen hilfreichen Bericht. Also sind wir schon zu zweit, die bei Hetzner einen Rootserver haben. Mein Rootserver kostet mich um die 50 Euro, da es mein erster ist und ich noch nicht wusste, ob es so ausreicht – reicht aber mit der Power von 16 GB RAM für alle meine bisherigen Serverinstallationen aus.

    Was glaubst du, wäre ein Upgrade eines Serverpaketes möglich bzw. der Umzug von einem Paket zum anderen? Oder auch mehr RAM wie 32 GB RAM, sprich aufrüsten. Falls es mal bei mir etwas sein sollte und ich wirklich mehr RAM brauche, dann könnte ich den Support von Hetzner mal danach fragen. Aber an sich haben die dort sehr viele gute Rootserver-Pakete, die keine Wünsche offen haben.

    Nutzt du auch Plesk oder welche Administrierungsoberfläche hattest du anfangs gebucht? Plesk ist in Ordnung für mich und ich komme damit gut zurecht.

    1. Benjamin Hartwich says

      Ich würde mir immer einen neuen Server in der Serverbörse mieten und dann komplett umziehen. Das Flexpaket hat zwar die Möglichkeit zum Upgrade, aber das kostet meist mehr. Ich nutze gar keine Adminoberfläche, sondern mache alles auf Konsolenebene bis auf Mail.

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